Der Verein


Um die Sechzigerjahre begann auch im Fleimstal eine tiefe wirtschaftliche und soziale Umwälzung. Die Entwicklung der Handwerksbetriebe, die Öffnung neuer Fabriken, die Zunahme des Fremdenverkehrs, ein rapider Rückgang der Landwirtschaft und eine große Veränderung des gesamten Lebenstils erfasste die Bevölkerung. Der steigende materielle Wohlstand und die Faszination des Neuen führten zum Verlust von Altbewährtem. Bald wurden einstige Bräuche größtenteils vergessen.

Viele neue Häuser wurden gebaut. Dies hatte zur Folge, dass  alte Wohnungseinrichtungen weggeworfen oder zu einem Spottpreis an Antiquitätenhändler verkauft wurden. Wo bis dahin die religiösen Bräuche sehr von der Tradition geprägt waren, wurde die kirchliche Reform von vielen wie eine Aufforderung interpretiert, der Vergangenheit den Rücken zu kehren. Das löste eine  starke Unsicherheit aus.

Eine Tradition die fast verloren ging

In diesem Zusammenhang trat auch eine Veränderung in der Auffassung und in den Feierlichkeiten der Weihnachten ein. Der religiöse Sinn und die verschiedenen christlichen Bräuche nahmen ab; man wurde reicher beschenkt und damit tauchte auch die Figur des umstrittenen Weihnachtsmannes auf; den Weihnachtsbaum fand man immer öfter in den Wohnungen, die  Weihnachtskrippe geriet in Vergessenheit oder sie wurde gar zertört oder billig verkauft.

Im Jahre 1965 hatte der Tischler Beniamino Zanon die Intuition, den Verein der Krippenfreunde zu gründen. Seine Absicht war, dieses fast verlorene künstlerisch, geschichtliche Kulturgut des traditionellen Krippenbaus wieder ihren Stellenwert zu geben. Die Idee wurde sofort mit Begeisterung aufgenommen und weckte großes Interesse in der Bevölkerung. Seit seiner Gründung gibt es rege Teilnahme an Ausstellungen, Promotionen, und Erfahrungsaustausch bei anderen Vereinen dieser Art.

Im selben Jahr wurde eine Ausstellung von zwanzig historischen und neueren Krippen in den Gemeindesälen in Tesero veranstaltet. Die Ausstellungsstücke kamen von Tesero, Cavalese, Petersberg, Deutschnofen, St. Christina/ Grödnertal, San Martino di Castrozza, Trient und Neapel.

Beniamino Zanon kümmerte sich bis ins kleinste Detail um die Veranstaltung. Der Erfolg ist zuletzt ihm zu verdanken. Etwa 6000 Besucher wurden gezählt. Es ist auch sein Beitrag, dass in Tesero der Wert und die Bedeutung der Krippen wieder  entdeckt wurden.

Noch in diesem erfolgreichen Jahr 1965 entstand im Verein die Idee, eine Krippe in Lebensgröße auf einem leicht zugänglichen zentralen Platz im Freien aufzubauen. Im Jahre 1995 wurde erstmals ein Buch zur Geschichte der heimischen Krippenkunst veröffentlicht: Titel "Die große Krippe von Tesero". Zehn Jahre  später (2005) erschien eine zweite Publikation "Die Krippen von Tesero - Ausdruck einer antiken Tradition", die eine Sammlung der bedeutendsten Werke und ein Verzeichnis der Krippen beinhaltet.
Die allmählich wiederkehrende Sensibilität in der Bevölkerung für dieses spezifische Brauchtum hatte ein Aufleben der Krippenkultur zur Folge. Verschiedene Werke, die man schon vergessen währte kamen wieder zum Vorschein. Zusammen mit Werken modernerer Interpretationen bilden sie im Bereich der regionalgeprägten Kultur ein beachtliches Vermögen. Dessen sind sich die Ortsbewohner bewusst.

In den neueren Krippen sind hauptsächlich Holzstatuen, bemalte und unbemalte vorherrschend.

Sie sind teilweise Werke von fachkundigen Holzschnitzern, aber teilweise, wie in der Vergangenheit auch von Laien, die versuchen mit derselben Einstellung und Freude der Künstler von damals dieses Handwerk auszuführen.

Im Vordergrund der Holzschnitzkunst steht ohne Zweifel Felice Deflorian "dei Romani", bekannt unter dem Namen Felix. Der international anerkannte Künstler und Schöpfer einer großen Anzahl von wertvollen Kunstwerken in Holz und Bronze, hatte seit seiner Jugendzeit eine besondere Vorliebe für das Thema der Geburt Christi. In vielen unterschiedlichen und gut gelungenen Formen stellte er sie dar.

Felix war seit der Gründung Mitglied der Krippenfreunde. Die Planung der großen Krippe und die Figuren stammen aus seiner Hand. Von Anfang an war er stets um die Gestaltung und den Aufbau der großen Krippe bemüht. Nach seinem Tod, am 28. März 2008,  hielt der Verein es für wichtig, mit der Benennung "Associazione Amici del presepio Felix Deflorian" (Verein der Krippenfreunde Felix Deflorian) ihm ein Andenken zu setzen.

Die Krippe in Lebensgröße
Krippen von Tesero
Ausstellungen
Die Tradition

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